In knapp unter einer Stunde bringt das Hamburger Ensemble mehr Gewalt auf die Bühne, als mancher Zuschauer ertragen kann. Folterszene folgt auf Folterszene. Die Darstellung ist erschreckend realistisch, die schauspielerische Darstellung bemerkenswert. Ein kleiner Junge wird gezwungen, seine Schwester umzubringen, dann wird auch er von einem der Geiselnehmer ermordet. Eine Axt, die auf ein Holzbrett geschlagen wird, symbolisiert die Schüsse. Kunstblut, Dreck – einige aus dem Publikum müssen den Saal verlassen. Das Publikum ist polarisiert. Nach dem Stück wird vor allem diskutiert, ob diese sehr direkte Art der Gewaltdarstellung für die komplexe Thematik sinnvoll und für die sehr jungen Schauspieler zumutbar ist. Auch die FZ-Redaktion wird heute Abend noch viel Stoff zur Diskussion haben. Wir sind gespannt, wie die Kritiken ausfallen werden.
die frage ist, ob ihr es ertragen könntet, wenn die gewaltdarstellung auf diese art und weise genau die richtige wäre und schauspieler, egal welchen alters, damit umgehen können.
bitte, o bitte heiliges festivalzeitungsteam, lasst euer hirn fungieren als blitzableiter und lasst euch von der erkenntnis erleuchten, dass gewaltdarstellung im theater etwas merwürdig anziehendes für die schauspieler hat.
es tut weh, es macht spaß.
es ist keine frage von alter.
wenn ihr das alter als eine maßnahme seht, die art der gewaltdarstellung degradieren zu können, dann degradiert ihr die spieler. ihr sprecht ihnen die mündigkeit ab, und ihren willen. im gegensatz zur weit verbreiteten meinung haben junge spieler ein ebenso funktionierende vernunft, und nein, sie sind nicht bloß puppen, die von den leitern ausgefüllt werden. tut wenigstens so, als könntet ihr akzeptieren, dass sie autonome wesen sind und wenn sie gewalt ernsthaft darstellen, dahinter ein sinn steckt, und ein eigener willen.
milchtüten und kaninchengras für die nacht.