Das Theatertreffen der Jugend ist nicht nur dafür da, um zu präsentieren, sondern auch, um zu diskutieren, miteinander zu sprechen. Deswegen freuen wir uns über die Rückmeldung der Düsseldorfer Theatergruppe am Goethe („Müssen nur wollen“), deren Spielleiter Nurcan Selek und Hendrik Kung sich nach einem persönlichen Gespräch mit der Redaktion unter der Überschrift „Im Ton vergriffen“ nun auch schriftlich zu den FZ-Kritiken äußert:
Ein kritischer Blick auf Theaterstücke ist wichtig. Es ist wichtig, den Mut zur Ehrlichkeit zu besitzen und die Theatergruppen nicht aus falscher Freundlichkeit zu schonen. Die Festivalzeitung hat sich offenbar genau das zum Motto gemacht. Hier wird hinterfragt, kritisiert und provoziert.
Zwar lesen sich die stilistisch einwandfreien Texte gut, jedoch erzeugen sie durch ihre teils reißerische Art oft auch Unmut. Dabei geht es weniger um den Inhalt der Kritik, als um dessen Präsentation. Die Texte greifen zwar niemanden persönlich an, sind aber in einer Schreibweise verfasst, die grundsätzlich von oben auf die Stücke hinabzublicken scheint.
Eine Festivalzeitung, die zusätzlich auch noch über den Festival-Blog im Internet präsent ist, schafft Öffentlichkeit.
Wir sind der Meinung, dass man sich zu Recht beschwert, wenn Gruppen und Stücke in dieser Öffentlichkeit auf eine Art und Weise kritisiert werden, wie man das sonst nur hinter verschlossener Tür tut. Nach der mittlerweile breit geäußerten Kritik an dieser Machart hoffen wir, dass die Redaktion der Festivalzeitung sich an dieser orientiert und Kritik im angemessenen Rahmen äußert.
Nach dem in der zweiten FZ-Ausgabe abgedruckten Essay „Zum Schreiben übers Spielen“, in dem es um das Schreiben von Kritiken, das Kritisiertwerden und das Verhältnis zwischen Autor und Schauspieler geht, soll an dieser Stelle nun erneut auf diese Problematik eingegangen werden.
Zunächst eine Klarstellung: Alle Stücke sind aus einer großen Anzahl an Bewerbungen ausgewählt und prämiert worden. Dieser Erfolg soll auf diesem Festival nicht geschmälert, sondern zu allernächst gefeiert werden.
Allerdings geht es auch um eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit den eigenen Inszenierungen und denen der anderen Teilnehmer. Austausch ist dabei der wohl wichtigste Aspekt und zeigt sich in den Aufführungsgesprächen, in den Workshops, im Festivalzelt, aber eben auch in der Festivalzeitung.
Ein Festival, egal welcher Art, lebt von der Offenheit, der Öffentlichkeit, lebt davon, in einem Diskurs miteinander zu stehen, Türen zu öffnen und nicht zu schließen. Dabei sind die Grundsteine schon gelegt: Dass die Produktionen beispielhaft und herausragend sind, steht in den Urkunden; warum sie es sind, in den Jury-Texten. Die Festivalzeitung ist dazu da, Reibungspunkte, Schwächen, aber auch Stärken herauszuarbeiten, sie deutlich zu benennen – und damit Ansätze für das zukünftige Arbeiten anzubieten, nicht nur durch die redaktionellen Beiträge, sondern auch die der Festivalteilnehmer.
Was ist dabei der angemessene Rahmen? Zunächst: Die Festivalteilnehmer und ihre Beiträge werden ernst genommen, ohne Samthandschuhe und Zurückhaltung der Meinung. Dabei setzen sich die Kritiken konstruktiv und argumentativ mit den Stücken auseinander: Gesehenes wird beschrieben, Meinungen werden begründet. Die Redakteure nehmen zwar durchaus eine Außenperspektive ein, weil sie nicht als Spieler in das Festival involviert sind, aber sie blicken nicht auf die Stücke herab, weder grundsätzlich noch teilweise. Das wird auch an der Form sichtbar: In jeder Ausgabe sechs Seiten zum Stück, vier davon Kritiken, in denen mehrere Redakteure verschiedene persönliche Standpunkte einnehmen, ohne persönlich zu werden. Klar, es fühlt sich nie gut an, kritisiert zu werden. Aber wie die FZ in ihrer zweiten Ausgabe im eingangs erwähnten Essay schon geschrieben hat:
[…] wir wollen euch nicht wehtun, wir wollen euch kitzeln; indem wir beobachten, festhalten, nachfragen, nachdenken, reflektieren. Und unsere Leser sollten das eine nicht vergessen, wenn sie über uns urteilen: dass wir auch ein Stück von uns selbst in dieses Festival geben.
Und das gilt nach wie vor.
Text: Lydia Dimitrow und Khesrau Behroz
Vorab: Ich verfolge mit großem Interesse das TTJ im Vorfeld und ab der Eröffnung täglich, bin gespannt auf Kritiken und Zuschauermeinungen!
Habe also einen Überblick zu Gruppen, Kritiken, Meinungen und unterstelle mir eine „parteiübergreifende Sicht der Dinge“ zu o.g. Inhalt, die ich gern formulieren möchte:
Die FZ-Kritiken waren bisher sachlich, nie unter der Gürtellinie bzw. niemals persönlich. Alle Redakteure, aus welcher ihrer Sichtweise auch immer, haben nach meiner Meinung auf den Punkt Stärken und Schwächen
der Stücke herausgearbeitet!
So gut es auch von den beiden Düsseldorfer Spielleitern gemeint ist, ihre jungen, mit aller Leidenschaft und Begeisterung spielenden Eleven zu „beschützen“ (schlimm wenn es nicht so wäre, denn sie sind ja auch PÄDAGOGEN), bin ich der Meinung:
Kritik, so sie nicht verletzt, und wohl dosiertes Lob bringen auch oder gerade junge Leute weiter und provoziert zu besseren Leistungen, zu denen sie allemal in der Lage sind!
Abschließend ein persönliches, supergeiles Lob an alle Gruppen, die
beim TTJ dabei sind und ihr ALLERBESTES gegeben haben,
nehmt den Stolz mit nach Hause!!!
Burkhard Hummel
Nutzen wir die Situation doch einmal und sprechen mal der Redaktion ein großes Lob aus.Dank euch wurden viele interessante Diskussionen geführt und Meinungen gebildet.
Jeder, der das Glück hatte diesem Theaterfest um die Wabe beizuwohnen, weiß eure Arbeit und euer Engagement zu schätzen auf Grund dessen wir acht Tage lang pünktlich zum Abendessen mehrere, clevere Rezensionen, lustige Kommentare und natürlich alle aufgedeckten Festivalskandale genießen konnten.
Danke, danke, danke!
Ohne euch wäre das Festival nicht möglich gewesen.
Es stimmt natürlich nicht: Ohne uns – die FZ-Redaktion – wäre das Festival möglich gewesen. Aber wahrscheinlich wäre es ein anderes geworden. Denn wir wollten in den „Stimmen zum Stück“, „Mienen zum Stück“ und Leserbrief-Spalten eure Stimmung, eure Meinungen lesbar machen, damit ihr (die Festivalteilnehmer) besser miteinander reden könnt. Denn Ansatzpunkte für eine Diskussion sind eben manchmal mal besser durch einen Impuls von außen zu finden.Zu diesen Impulsen sollten auch unsere Kritiken gehören. Es ging darum, den Blick der Festivalteilnehmer auf das eigene oder die anderen Stücke zu weiten, zu beschreiben, Deutungsvorschläge zu liefern, konstruktiv zu kritisieren, und wieder: Ansatzpunkte für Diskussionen zu liefern. Dass uns zumindest letzteres gelungen ist, wird wahrscheinlich niemand abstreiten. (…) Und das ist wohl das Wichtigste.
Vielen Dank für all das Lob und auch die Kritik in unseren FZ-Briefkästen, und vielen Dank für diese positiven Statements von Burkhard Hummel und Moritz. Die FZ-Redaktion schwebt in allen Himmeln, wenn sie so etwas liest. Aber natürlich nur: im allerangemessensten Rahmen.